Klosterkirche Thalbürgel

Gründung

Die Kirche St. Maria und St. Georg zu Thalbürgel gehört zu den bedeutendsten romanischen Sakralbauten Thüringens. Sie ist Zeugin eines einstigen Benediktinerklosters, welches Markgraf Heinrich von Groitzsch stiftete. Am 13. Februar 1133 hatte Bischof Udo von Naumburg die Gründung dieses Klosters genehmigt. Mönche aus Paulinzella und aus Hirsau errichteten die Pfeilerbasilika unter dem Einfluß der Hirsauer Klosterreform. Herausragend sind das Portal und der als Fundament sichtbare Staffelchor.

Die rahmenden Inschriften unterstreichen den Sinngehalt des Portals: über der Pforte - »Den in der Taufe Gewaschenen ist dies die Pforte des Heils« und unter den Bögen »Der Himmelspforte vorgelagert ist für den Gläubigen diese Pforte«.

Die Zeit der Reformation

Infolge der Reformation 1526 wurde das Kloster aufgelöst und somit dem Verfall preisgegeben.
Unter dem Einfluß Philipp Melanchtons und dessen Visitationen (Begutachtung des geistlichen Lebens) vor Ort wurden die Reste der Klosterkirche für die neu entstandene dörfliche Gemeinde als evangelisches Gotteshaus wieder nutzbar gemacht und damit erhalten. Die weiteren ehemaligen Klostergebäude dienten fortan dem landwirtschaftlichen Gut Thalbürgel und wurden je nach Nutzung baulich verändert und auch abgetragen.

Wiederentdeckung der Klosterkirche im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wurde die Bedeutung der Klosterkirche erkannt und ihre Sicherung und teilweise Rekonstruktion veranlasst. 1863 konnten die Seitenschiffe neu errichtet und die Vorkirche und die Mönchskirche mit dem noch vorhandenen Vierungsbogen und den ruinösen Teilen der Mönchskirche gesichert und ergänzt werden. Hofbaurat Spittel war dabei persönlich auch mit der Innenraumgestaltung betraut worden. 1889 wurden mit finanzieller Unterstützung der Fürstin Maria Pawlowna die Holzdecke und die Dachkonstruktion des Langhauses erneuert.

20. Jahrhundert bis Heute

1964 bis 1972 erstand die Klosterkirche als Teil einer romanischen Basilika wieder. Dazu waren die im 19. Jahrhundert eingebrachten Bänke, Kanzel, Taufstein und Altar wieder herausgebracht worden. Diesem historisierenden Elan ist leider die barocke Orgel von 1748 zum Opfer gefallen. Die Klosterkirche benötigt dringend eine dem Raum und ihrer musikalischen Nutzung angemessene neue Orgel.

Die Klosterkirche ist Eigentum der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Bürgel. Das Wechselspiel zwischen Raum, Ruhe und Licht trägt zu einer besonderen andachtsvollen Atmosphäre bei. Seit Jahrzehnten bemühen sich die Mitglieder der Kirchgemeinde und viele Freunde und Förderer darum, den Besuchern ein einmaliges kulturelles und geistliches Erlebnis zu bereiten.

Wir wollen durch Verkündigung, Musik, bildende Kunst und herzliche Begegnung einen Bogen spannen zwischen gestern und heute. Einladend möchte das benediktinische Ora et labora, bete und arbeite, die Besucher stärken und mit Segen erfüllen.

Gelände, Klausur und angrenzende Gebäude

Die Klausur und angrenzende Gebäude von einst sind in ihrem ursprünglichen Ausmaß noch gut zu erkennen. Der Zinsspeicher (heute Museum zum dörflichen Leben), weitere Nutzungsgebäude (heute Grundschule und Hort), der Wirtschafthof und der sich daran anschließende Klosterteich führen den Besucher an einen eindrücklichen Ort. Die mächtige Klosterkirche fällt in Blick. Zu sehen ist, dass dem Langhaus westlich vorgelagert eine teilweise gut erhaltene Vorkirche ist. In sie muss der Besucher hineingehen, möchte er das Langhaus der Kirche betreten. Eintritt in das Innere der Kirche gewährt die Himmelspforte. Sie ist als ein Portal aus Sandstein mit vier Bögen und sieben Profillinien gestaltet worden. Ein Tympanon, ausgeprägt als Himmelsgewölbe, schließt die Pforte nach oben ab. In dessen Mitte ist das österliche Kreuz, umrangt von Blattornamenten, reliefartig gestaltet worden. Die rahmende Inschrift unterstreicht den Sinngehalt dieses Portals: »Den in der Taufe Gewaschenen ist dies die Pforte des Heils«.

Das Langhaus

Das Langhaus wird links und rechts von jeweils sechs Pfeilern und sieben Bögen getragen. Ihre Gliederung und ornamentale Ausgestaltung ist ursprünglich. Langhaus und Mönchskirche werden heute durch ein großes dreigliedriges romanisch gestaltetes Fenster getrennt, durch das viel Licht in das Innere fällt. Reste eines einstigen Lettners kennzeichnen den Ort, von dem aus bis in die Vierung hienein die täglichen Stundengebete gehalten worden waren. Ein Altar aus Sandstein mit dem spätgotischen Christus kennzeichnen heute die geistliche Mitte der Klosterkirche. Das Hauptschiff des Langhauses und links und rechts jeweils das Seitenschiff werden mit einer flachen Holzdecke abgeschlossen. Die jeweils acht Fenster der Obergaden lassen zusätzlich vom Himmel herab viel Licht in den Raum. Auf diese Weise vermittelt das Innere der Kirche heute dem Besucher Erhabenheit und Würde und zwingt ihn zur Konzentration, zum Gebet und zu stiller Betrachtung. Äußerlich fallen die Vierungstürme auf, wobei der westliche 1758 eine barocke Haube mit vergoldetem Knopf erhalten hatte und der nördlich infolge eines Brandes nur noch als Rudiment in Höhe des Langhauses vorhanden ist.

Neues Dach und Gemeindezentrum

»Mitten im Leben«, so lautet das Motto des Bauvorhabens, das die Stiftung der Klosterkirche Thalbürgel in den nächsten 4 Jahren verwirklichen möchte: Die Form des neuen Dachs über der Vorkirche (links) und dem neuen, dringend benötigten Gemeindezentrum (rechts) schmiegt sich wie ein Tuch im Wind in die bestehende Situation ein. Sie greift in ihrem leichten Schwung das Landschaftsbild der Umgebung auf, umspielt die Klosterkirche und betont die charakteristischen Elemente des Ortes: das Eingangsportal, die Vorkirche und den Kreuzgang.

Zur Internetseite der Klosterkirche Thalbürgel: http://www.klosterkirche-thalbuergel.de/

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